Soll die Europäische Industrie für audiovisuelle Inhalte transparent oder durchscheinend sein?

In der französischen Sprache gibt es zwei Begriffe, die früher einmal Synonyme waren,
im Laufe der Jahre jedoch unterschiedliche Nuancen erhalten haben: Im 17. Jahrhundert
gab das Wörterbuch der „Académie française“ den Begriff „diaphane“, also
durchscheinend, als Synonym für das Wort „transparent“, also durchsichtig, an. Heute
bedeutet „diaphane“ eher: “qui laisse passer la lumière sans être transparent“,
etwas, das Licht durchscheinen lässt, ohne durchsichtig zu sein. Im Hinblick auf diesen
feinen Bedeutungsunterschied würde ich sagen, dass der audiovisuelle Bereich in
Europa durchscheinend aber nicht transparent ist: Wie die Leinwand eines
orientalischen Marionetten-Theaters lässt er schemenhafte, bewegliche und lärmende
Formen erkennen, ist aber gleichzeitig weit davon entfernt, so transparent zu sein wie
Röntgenaufnahmen oder gar moderne bildgebende Verfahren.
Dabei ist der Begriff Transparenz in den vergangenen zwanzig Jahren einer der
Schlüsselbegriffe öffentlicher internationaler, europäischer und nationaler Einrichtungen
geworden. Transparenz wird häufig als Ziel angeführt, ist teilweise gesetzlich geregelt
Beitrag von André Lange zu dem Seminar „Audiovisuelle Online-Inhalte“ (Lissabon, 7 bis 9 Oktober 2007)
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und es ist festzustellen, dass sie in den wenigsten Fällen vollkommen zufriedenstellend
umgesetzt wird. Dies gilt insbesondere für den audiovisuellen Bereich und den
weitergefassten Bereich, den man heute mit dem eher einfallslosen Begriff
Inhalteindustrie beschreibt.