Contribution to collective works (Parts of books)
Komödie, Rührstück, unheimliche Erzählung. Einquartierungen in der Literatur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts
Viehöver, Vera
2016In Genton, François; Nicklas, Thomas (Eds.) Soldats et civils : échanges épistolaires et culturels au XVIIIe siècle
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Keywords :
Einquartierung; Goethe; Arnim; Beuvius; Mercier; Wallenrodt
Abstract :
[de] Ausgehend von der wohl bekanntesten Darstellung einer Einquartierung im Siebenjährigen Krieg im Dritten Buch von Goethes Autobiographie Dichtung und Wahrheit wird in diesem Beitrag die Frage nach Formen der Literarisierung der Begegnung von Militärangehörigen und bürgerlicher Zivilbevölkerung im häuslichen Raum gestellt. Dabei wird zunächst gezeigt, dass die Einquartierung des Königsleutnants Graf Thoranc bei der Frankfurter Ratsfamilie von Goethe rückblickend als Bildungserlebnis idealisiert wird, das dem Kind einen neuen Literatur- und Kulturraum erschließt; lediglich in der situationsbedingten „Hypochondrie“ des Vaters scheint das Problematische des Eindringens „fremder“ Menschen in den sich in dieser Zeit als Privatsphäre konstituierenden häuslichen Innenraum auf. In einem Exkurs zur „Realität der Einquartierungen im Siebenjährigen Krieg“ wird anhand von verschiedenen Quellen (Chronik der thüringischen Gemeinde Herrenbreitungen; Briefe des selbst mehrfach einquartierten Soldaten Johann Ludwig Grotehenn) im Folgenden deutlich gemacht, dass die Situation der Einquartierung von weniger sozial privilegierten Wirtsfamilien in der Regel negativ wahrgenommen wurde, und zwar nicht nur wegen der finanziellen Belastungen, sondern auch wegen der Beeinträchtigungen auf der Beziehungsebene, insbesondere der Gefahren, die mit dem Aufeinandertreffen von Soldaten und bürgerlichen Töchtern oder weiblichen Hausangestellten verbunden waren. Im letzten Teil kommt eine weibliche Stimme zu Wort: die der Schriftstellerin Johanna Isabella Eleonore von Wallenrodt, deren in Briefform verfasste Autobiographie Leben der Frau von Wallenrodt (1797) eine ausführliche Einquartierungssequenz enthält. Anhand einer genauen Lektüre der mehrere Briefe umfassenden Sequenz wird gezeigt, dass Wallenrodt die Einquartierung österreichischer Soldaten in eine preußisch-protestantisch geprägte Familie vor dem Hintergrund der zu ihrer Zeit populären, die Commedia dell’Arte-Tradition weiterführenden Komödien erzählt: So stilisiert sie die handelnden Personen dem Figurenrepertoire der Intrigen- und Verwechslungskomödie entsprechend (das junge Liebespaar, der alte, unattraktive Freier, das gewitzte Dienstmädchen, der jugendliche Galan usw.) und greift auch in der Inszenierung der Handlungsräume (Straße, Balkon, Hinterzimmer) auf theatrale Modelle zurück. Im Verlauf der Liebesgeschichte bilden sich in dieser Einquartierungserzählung alternative Allianzen (die Jungen gegen die Alten), die die kriegsbedingten Fronten ignorieren, so dass dieser aus der Retrospektion geschriebene und somit die Einquartierung nachträglich deutende literarische Text als eine den offiziellen politischen Diskurs konterkarierende Gegenerzählung gelesen werden kann.
Disciplines :
Literature
Author, co-author :
Viehöver, Vera  ;  Université de Liège > Département de langues et littératures modernes > Littérature allemande
Language :
German
Title :
Komödie, Rührstück, unheimliche Erzählung. Einquartierungen in der Literatur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts
Publication date :
2016
Main work title :
Soldats et civils : échanges épistolaires et culturels au XVIIIe siècle
Editor :
Genton, François
Nicklas, Thomas
Publisher :
épure, Reims, France
Edition :
Éditions Presses Universitaires de Reims
Pages :
219-247
Peer reviewed :
Peer reviewed
Available on ORBi :
since 26 April 2015

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