Abstract :
[en] If you have a look on the media in the German-speaking Community of Belgium (GC), you will find how prevalent the subject of language is in the minds of the German-speaking Belgians. East Belgian linguistic characteristics are frequently treated in the media (cf. e.g. the radio competition “Ostbelgien lernt Deutsch – der germanistische Adventskalender“) and just recently, a popular scientific dictionary of East Belgian everyday language has been published. This suggests that in the GC, there is a feeling that German as it is spoken in East Belgium differs from German spoken in the Federal Republic of Germany.
This project asks the question of how East Belgian linguistic characteristics in everyday language are perceived and judged by the German-speaking Belgians, and to what extent they are part of their linguistic identity. Special attention is paid to the question of how far linguistic identity, language attitudes and language perception in the GC are influenced by the political and cultural situation of the region.
The German-speaking Community is a partly independent political entity within the Belgian federal system. The eventful history of the region (3 changes in nationality within 25 years) and the minority situation have made it difficult for the inhabitants of the GC to find their own identity and a sense of “we-ness”. The inhabitants of the GC speak a language whose “mother country” is neighbouring Germany and they are closely linked to German culture through the media – nevertheless, they do not feel German. At the same time, within the state of Belgium, they are a linguistic minority, but they are also linked to Belgian culture through intensive contacts. Within Belgium, the German-speaking Belgians can use the German language to claim uniqueness (cf. the term “German-speaking Community”), but this does not work on the international level. But can dissociation from the German citizens happen on a linguistic level nevertheless, through regional variants and varieties?
Since there are basically great similarities between the linguistic situation in the GC and in the bordering German areas (both on the level of the traditional dialects and regional linguistic features as well was in the vertical structure of variety use), while the extra-linguistic situations are very different, a comparative survey across the Belgian-German border is especially enlightening. The most important questions I want to raise are thus: How strong is the feeling that the regional everyday speech differs from that spoken on the other side of the national border? To which degree do these beliefs correspond to reality? What is in the eyes of the local population on both sides of the frontier typical of this variety? How do they evaluate it? And which functions do occurring regional features of German have for the identity of the people on both sides of the frontier?
The methodology and first results have been presented on the poster.
[de] Ob in dem vorweihnachtlichen Radioquiz „Der germanistische Adventskalender: Ostbelgien lernt Deutsch“ oder in Zeitungsartikeln mit Titeln wie „Mazouttanks und andere Verfehlungen“ - ein Blick auf die Medien der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (DG) verrät es: Der deutschsprachige Belgier hat offensichtlich den Eindruck, dass sich das belgische Hochdeutsch von dem auf der anderen Seite der deutsch-belgischen Grenze unterscheidet. Immer wieder werden Besonderheiten in der Sprache der deutschsprachigen Belgier in den regionalen Medien thematisiert, und erst kürzlich ist ein populärwissenschaftliches Wörterbuch zur ostbelgischen Alltagssprache erschienen.
Dieses Projekt beschäftigt sich damit, wie die ostbelgischen Sprachmerkmale in der hochdeutschen Alltagssprache von den Bewohnern der DG wahrgenommen und bewertet werden, und inwieweit diese zu ihrer sprachlichen Identität gehören. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Frage ob und in welchem Maße die sprachliche Identität, die Sprachwahrnehmung und –einstellungen der Ostbelgier durch die politische und kulturelle Situation der DG beeinflusst werden.
Die DG ist eine der drei autonomen Gemeinschaften des belgischen Föderalstaats. Die bewegte Geschichte der Region (mehrfacher Nationalitätenwechsel zwischen 1920 und 1945) und die Minderheitensituation machen es den Ostbelgiern allerdings schwer, zu einer Identität zu finden. Die Bewohner der DG sprechen eine Sprache, deren « Mutterland » das Nachbarland Deutschland ist, außerdem haben sie durch den Konsum deutscher Medien einen starken Bezug zur deutschen Kultur, möchten aber nicht als Deutsche betrachtet werden. Innerhalb Belgiens sind sie eine Minderheit, fühlen sich aber durch intensiven Kontakt auch der belgischen Kultur verbunden. Auf nationaler Ebene können sich die Ostbelgier zwar über ihre Sprache definieren (siehe die offizielle Bezeichnung des Gebietes: "DeutschSPRACHIGE Gemeinschaft"), auf internationaler Ebene birgt das aber das Problem, dass man sich so nicht von den deutschen Staatsbürgern abgrenzen kann. Bei diesem Projekt geht es u. a. darum, ob dies auf sprachlicher Ebene über regionale Varianten oder Varietäten geschehen kann.
Da sowohl auf Ebene der Basisdialekte bzw. der regionalen Sprachmerkmale als auch im vertikalen Varietätengebrauchsgefüge grundsätzlich große Gemeinsamkeiten zwischen den sprachlichen Verhältnissen in der DG und denen im angrenzenden deutschen Gebiet bestehen, die kulturellen und politischen Situationen aber durchaus unterschiedlich sind, verspricht eine grenzüberschreitende vergleichende Betrachtung besonders aufschlussreiche Ergebnisse. Die wichtigsten Fragen hierbei sind: Wie stark herrscht bei den Sprechern das Gefühl, dass sich das regionale Alltagshochdeutsch von dem auf der anderen Seite der Landesgrenze

unterscheidet? Was ist in den Augen der lokalen Bevölkerung typisch für diese Varietät und inwieweit stimmen diese Vorstellungen mit der Realität überein? Wie sind ihre Einstellungen der regionalen hochdeutschen Alltagssprache gegenüber? Welche Funktionen haben vorkommende regionale Merkmale für die Identität der Menschen auf beiden Seiten der Grenze? Des Weiteren soll untersucht werden, wie Sprache in den regionalen Medien, also besonders standardnahe Varietäten, in die dennoch auch regionaler Sprachgebrauch einfließen kann, wahrgenommen werden: Betrachten die Menschen sie als ein sprachliches Vorbild, an dem sie sich orientieren können? Auf dem Poster wurden das Projekt und erst Ergebnisse präsentiert.