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Abstract :
[de] Mit schöner Regelmäßigkeit – zuletzt anlässlich der Regierungsbildung im letzten Herbst – sorgt das Thema „Kollaboration“ für Debatten und Auseinandersetzungen, die oft unterschiedliche Wahrnehmungen im Norden und im Süden des Landes deutlich werden lassen. Bedauerlich ist dabei besonders, wie in ebenso schöner Regelmäßigkeit grundlegende Fakten ignoriert und somit die Debatten vorwiegend auf emotionaler Ebene geführt werden. In seinem Vortrag möchte der Historiker Dr. Christoph Brüll (FNRS/Universität Lüttich) zunächst einmal diese Fakten sprechen lassen, dann aber auch erklären, wie es dazu kommt, dass die Kollaborationsproblematik bis heute die Gemüter erhitzen kann. Dazu wird er zunächst einen Blick auf die Entstehung der Kollaboration, auf ihren Platz in der belgischen Kriegsgesellschaft, auf Motivationen und Handlungen von Kollaborateuren werfen, also eine Geschichte der Kollaboration präsentieren. Dazu gehört jedoch auch ihre Nachgeschichte, die nun schon seit 1945 andauert, und bei der die Nachkriegssäuberungen und die Erinnerung an sie eine wichtige Rolle spielen. Im Vortrag werden dabei die Forschungen jüngerer belgischer Historiker vorgestellt, die zeigen, welche Herausforderung die Geschichte und Nachgeschichte der Kollaboration an die belgische(n) Gesellschaft(en) stellen, aber auch, dass es sich keinesfalls um ein rein belgisches Problem handelt. Im letzten Teil bezieht Christoph Brüll dann die heutige Deutschsprachige Gemeinschaft in den Vortrag ein und fragt nach deren Platz in einer belgischen Geschichte von Kriegs- und Nachkriegszeit.